Wer kennt es nicht? Die Podcast-Idee steht, der Co-Host ist motiviert und zwei grossartige USB-Mikrofone liegen bereit. Doch dann beginnt der Albtraum: Man versucht, beide Mikrofone gleichzeitig an einem Mac oder Windows-PC zum Laufen zu bringen. Unzählige Stunden der Frustration, komplizierte Workarounds mit wackeliger Software und am Ende oft die ernüchternde Erkenntnis: Es funktioniert einfach nicht zuverlässig. Dieses Szenario hat schon unzählige Podcast-Projekte im Keim erstickt. Doch genau hier will der japanische Audiospezialist Zoom ansetzen und verspricht mit dem neuen Zoom PodTrak P2 die Erlösung.
Ich bin Martin Rechsteiner und als langjähriger Podcaster und Fan von Zoom-Hardware war ich sofort elektrisiert. Ein kompaktes Gerät, das verspricht, zwei USB-Mikrofone problemlos zu verwalten und aufzunehmen? Das klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Ich habe den PodTrak P2 sofort bestellt und nehme dich in diesem ausführlichen Testbericht mit auf eine Reise. Wir packen das Gerät aus, schauen uns jeden Knopf und jeden Anschluss an, führen praktische Aufnahmetests durch und fällen am Ende ein ehrliches Urteil: Ist der PodTrak P2 wirklich der Game-Changer, auf den so viele gewartet haben?
Der erste Eindruck: Unboxing und Haptik
Schon die Verpackung des PodTrak P2 verrät, wohin die Reise geht: Kompaktheit. Das Gerät selbst ist kaum grösser als das kleine Schächtelchen, in dem es geliefert wird. Wer massive, schwere Audio-Interfaces aus Aluminium gewohnt ist, wird hier überrascht. Der P2 ist fast vollständig aus Kunststoff gefertigt und dadurch federleicht. Das ist einerseits ein klarer Vorteil für mobile Podcaster, die auf jedes Gramm im Rucksack achten müssen. Andererseits fehlt ihm dadurch eine gewisse Standfestigkeit auf dem Schreibtisch.
Im Lieferumfang finden sich neben dem Gerät selbst eine Kurzanleitung, ein schicker Zoom-Creator-Sticker und ein einfacher Transportbeutel. Mein Tipp: Wer den P2 oft mitnimmt, sollte in das separat erhältliche Hardcase investieren, um ihn optimal zu schützen.
Das geringe Gewicht und das Kunststoffgehäuse sind mein erster kleiner Kritikpunkt. Ich schätze das wertige Gefühl und die Stabilität von Aluminium, besonders bei Geräten mit vielen Kabeln. Zoom hat hier aber mitgedacht und auf der Unterseite mehrere Silikonstreifen angebracht, die ein Verrutschen auf dem Tisch verhindern sollen. Dennoch: Ein wenig mehr Gewicht hätte dem Gerät gutgetan, um es bei der Bedienung der Knöpfe an Ort und Stelle zu halten.
Anschlüsse und Bedienelemente: Ein detaillierter Rundgang
Werfen wir einen Blick auf die Anschlüsse, denn hier verbirgt sich die eigentliche Magie – aber auch einige Design-Entscheidungen, die ich hinterfragen möchte.
Stromversorgung und Aufnahme-Medien: Auf der Rückseite finden wir einen USB-C-Anschluss mit der Bezeichnung „DC 5V“. Dieser dient der Stromversorgung über ein Netzteil oder eine Powerbank. Alternativ lässt sich auf der Unterseite eine Klappe öffnen, hinter der vier AA-Batterien Platz finden. Laut Zoom sollen diese für bis zu vier Stunden Aufnahmezeit ausreichen – ideal für unterwegs, aber ein Ersatzpack sollte man immer dabeihaben.
Direkt daneben befindet sich der Slot für eine MicroSD-Karte. Hier wird’s interessant: Der PodTrak P2 unterstützt Karten mit bis zu 1 TB! Eine Karte liegt nicht bei, du musst also eine separate erwerben. Mein dringender Rat: Nutze die lokale Aufnahme auf die SD-Karte immer, auch wenn du den P2 als Audio-Interface am Computer verwendest. Es ist dein Backup, deine Lebensversicherung, falls am Rechner etwas schiefgeht.
Die Mikrofon- und Kopfhöreranschlüsse: Die Kernfunktion wird über zwei USB-A-Ports realisiert, beschriftet mit „USB Mic 1“ und „USB Mic 2“. Hier schliesst man seine Mikrofone an. Und hier kommt meine grösste Enttäuschung bei den Anschlüssen: Warum USB-A? Nahezu jedes moderne USB-Mikrofon, wie mein Shure MV7 oder die beliebten Yeti-Modelle, wird heute mit einem USB-C-Anschluss am Mikrofon selbst ausgeliefert. Das bedeutet, ich muss nun wieder dedizierte USB-C auf USB-A Kabel mitführen, obwohl mein Setup ansonsten auf reine USB-C-Verbindungen ausgelegt ist. Ein kleiner, aber im Alltag nerviger Rückschritt.
Für das Monitoring stehen zwei 3,5-mm-Klinkenanschlüsse für Kopfhörer bereit. Die meisten professionellen Studio-Kopfhörer (wie mein Beyerdynamic Custom One Pro) nutzen einen 6,3-mm-Stecker, man benötigt also in vielen Fällen einen Adapter – aber das ist in der Praxis ein zu vernachlässigendes Detail.
Steuerung und Interface: Die Oberseite ist das Cockpit. Hier finden wir für jeden Kanal einen grossen Mute-Knopf und ein griffiges Drehrad zur Einstellung des Gains (der Eingangslautstärke). LED-Ketten visualisieren den Pegel, damit man nicht übersteuert. Ein zentraler Record-Button startet die Aufnahme, die sich sogar pausieren lässt. Von letzterem bin ich persönlich kein Freund – zu gross ist die Gefahr, in einem hitzigen Gespräch zu vergessen, die Aufnahme wieder zu starten. Zum Glück gibt es eine Autosave-Funktion, die alle 10 Sekunden den Fortschritt auf die SD-Karte speichert. Sollte also der Akku sterben oder ein Kabel gezogen werden, sind maximal die letzten 9 Sekunden verloren. Ein absolut geniales Feature!
Was mir allerdings negativ auffiel: Die Mute-Buttons erzeugen beim Drücken ein deutlich hörbares mechanisches Klicken. Ich bin gespannt, ob sich dieses Geräusch auf die Aufnahme überträgt. Bei einem Audiogerät wünsche ich mir absolute Stille bei der Bedienung.
Die internen Helferlein: AI, Tone und Compressor im Praxistest
In der Mitte des P2 sitzen drei Knöpfe, die den Sound direkt bei der Aufnahme „verbessern“ sollen. Ich habe sie mit meinen Mikrofonen getestet und bin zwiegespalten.
- AI Noise Reduction: Um diese Funktion zu nutzen, hält man den Knopf drei Sekunden lang in einer stillen Umgebung gedrückt. Das Gerät analysiert die Umgebungsgeräusche (z.B. ein Lüfterrauschen oder eine Klimaanlage) und filtert diese anschliessend aus der Aufnahme heraus. Das funktioniert erstaunlich gut und kann in lauten Umgebungen ein Retter sein. Aber Vorsicht: Jede Software, die Geräusche entfernt, greift auch in das Nutzsignal – die Stimme – ein. Sie kann dünner, leicht künstlich oder „wässrig“ klingen. Mein Tipp: Nutzt dieses Feature nur im äussersten Notfall. Ein Raumwechsel ist fast immer die bessere Lösung.
- Tone (De-Esser): Dieser Knopf soll scharfe Zischlaute (Sibilanten) wie „s“ und „sch“ reduzieren. In der Theorie super, aber in der Praxis hat mir das Ergebnis nicht gefallen. Die Funktion schneidet für meinen Geschmack zu aggressiv in das Frequenzspektrum der Stimme ein und nimmt ihr an Fülle. Ein guter Popschutz direkt am Mikrofon ist hier die weitaus effektivere und klanglich bessere Methode.
- Compressor: Ein Kompressor gleicht Lautstärkeunterschiede aus. Wenn du leise sprichst, hebt er deine Stimme an; wenn du laut wirst, senkt er den Pegel ab. Das Ergebnis ist ein gleichmässigeres Klangbild. Der Kompressor des P2 funktioniert, lässt die Stimme aber auch hier hörbar bearbeitet und weniger dynamisch klingen. Dies ist eine typische Funktion, die man, wenn überhaupt, gezielt in der Nachbearbeitung (Post-Production) anwenden sollte, wo man die volle Kontrolle über alle Parameter hat.
Fazit zu den Effekten: Für absolute Einsteiger, die keinerlei Nachbearbeitung machen wollen, können diese Knöpfe eine schnelle Hilfe sein. Wer jedoch Wert auf eine möglichst natürliche und hochwertige Audioqualität legt, sollte die Finger davonlassen und auf gute Mikrofontechnik und eine saubere Nachbearbeitung setzen.
Das Urteil: Pro und Contra des Zoom PodTrak P2
Nach ausgiebigem Testen ergibt sich ein klares Bild mit deutlichen Licht- und Schattenseiten.
Was mir ausserordentlich gut gefällt (Pro)
- Es löst das Kernproblem: Endlich kann man unkompliziert und zuverlässig zwei USB-Mikrofone an einem Gerät betreiben und aufnehmen. Allein das ist eine Sensation.
- Multitrack-Aufnahme: Über die Begleit-App (PodTrak P2 Editor) kann man einstellen, dass jedes Mikrofon auf einer separaten Spur aufgezeichnet wird. Das ist für die Nachbearbeitung absolut essenziell und ein riesiger Pluspunkt.
- Einfachheit und Zuverlässigkeit: Einschalten, Mikrofone einstecken, Gain einpegeln, auf Record drücken – fertig. Das ist Plug-and-Play, wie man es sich wünscht.
- Autosave-Funktion: Die automatische Speicherung alle 10 Sekunden gibt eine enorme Sicherheit während der Aufnahme.
- Mobilität: Dank Batteriebetrieb und geringem Gewicht ist der P2 der perfekte Begleiter für Podcasts unterwegs.
Was dringend verbessert werden muss (Contra)
- Der grösste Fauxpas: Ein Lautstärkeregler für zwei Kopfhörer. Das ist für mich das gravierendste Manko. In der Praxis haben zwei Personen fast nie dasselbe Hörempfinden oder dieselben Kopfhörer. Einer will es lauter, der andere leiser. Einen Kompromiss zu finden, ist fast unmöglich. Das führt oft dazu, dass ein Teilnehmer den Kopfhörer abnimmt, was wiederum zu Rückkopplungen führen kann. Hier sind zwei separate Regler absolute Pflicht für eine Nachfolgeversion.
- Veraltete USB-A-Ports: In einer Welt, die auf USB-C setzt, ist die Verwendung von USB-A für die Mikrofon-Anschlüsse nicht mehr zeitgemäss.
- Klickende Mute-Buttons: Die mechanischen Geräusche bei der Bedienung sind für ein Audiogerät ein No-Go.
- Leichtes Kunststoffgehäuse: Ein wenig mehr Gewicht würde die Standfestigkeit auf dem Tisch deutlich erhöhen.
- Mikrofon-Kompatibilität: Zoom führt eine offizielle Liste mit funktionierenden Mikrofonen. Man sollte vor dem Kauf prüfen, ob das eigene Mikrofon unterstützt wird.
Fazit: Für wen ist der PodTrak P2 der richtige Kauf?
Der Zoom PodTrak P2 ist kein perfektes Gerät, aber er ist ein revolutionärer Problemlöser. Er richtet sich klar an eine Zielgruppe, die bisher im Regen stand: Podcaster, die bereits ein oder zwei gute USB-Mikrofone besitzen und unkompliziert zu zweit aufnehmen wollen, ohne in ein komplexes Setup mit XLR-Mikrofonen und grossen Mischpulten investieren zu müssen.
Er ist das ideale Werkzeug für Einsteiger- und Hobby-Podcaster, mobile Journalisten und Content Creator, die eine schnelle, zuverlässige und portable Aufnahmelösung suchen. Trotz seiner Schwächen – allen voran der unverständliche einzelne Kopfhörerregler – überwiegen die Vorteile deutlich. Die Möglichkeit, endlich einfach zwei USB-Mikrofone zu nutzen und diese auf separaten Spuren aufzuzeichnen, ist ein echter Game-Changer.
Wenn du genau in diese Zielgruppe fällst, dann ist der Zoom PodTrak P2 nicht nur eine Empfehlung, sondern könnte tatsächlich der Heilsbringer sein, auf den du gewartet hast. Man muss sich seiner Kompromisse bewusst sein, aber die Freude über die endlich funktionierende Aufnahme wird sie wahrscheinlich überstrahlen.